Wenn es darum geht, das Immunsystem zu stärken oder die Schilddrüse zu schützen – wer denkt da schon an Selen? Doch das Spurenelement spielt eine bescheidene Rolle im Hintergrund und ist trotzdem für viele Stoffwechselvorgänge essenziell. Wofür ist Selen gut? Dieser Frage wollen wir im Folgenden auf den Grund gehen. 

Hier erfährst Du:

Warum braucht unser Körper Selen?

Selen kommt im Körper als Bestandteil der Aminosäure Selenocystein vor. Diese Aminosäure ist dem Cystein nahe verwandt, trägt aber statt eines Schwefelatoms Selen. Durch diese einfache Veränderung steigt die Reaktionsfreudigkeit der Enzyme, die diese Aminosäure in ihrem aktiven Zentrum tragen, enorm.

Selenhaltige Enzyme entschärfen gefährliche Sauerstoffradikale, die im Stoffwechsel entstehen, und schützen die Zellen dadurch vor Schäden durch oxidativen Stress. Sie sind vor allem in roten Blutkörperchen, Blutplättchen und den Fresszellen des Immunsystems enthalten. Außerdem kommen sie reichlich in der Leber, den Nieren, den Augen und der Schilddrüse vor. Dort schützen sie die Drüse während der Hormonsynthese vor freien Radikalen.

Selenoenzyme sind aber auch an der Regulation der Aktivität der Schilddrüsenhormone beteiligt, das aber am Zielort der Hormone.

Außerdem gehören Proteine, die im Zellstoffwechsel eine tragende Rolle spielen, zu den Selenoproteinen. Sie helfen. Proteine in ihre korrekte, aktive Form zu falten. Auch für die DNA Synthese, das Zellwachstum und den programmierten Zelltod von entarteten Zellen sind selenhaltige Enzyme von Bedeutung (1).

Schon gewusst?

Bioprodukte enthalten mehr Selen, weil im biologischen Anbau keine schwefelhaltigen Düngemittel zum Einsatz kommen. Die wirken sich negativ auf den Selengehalt der Früchte aus (5).

Welche positiven Wirkungen hat Selen auf unsere Körper?

Insgesamt sind nur wenige selenhaltige Proteine bekannt. Diese erfüllen aber wichtige Funktionen in verschiedenen Bereichen.

Selen stärkt die Immunabwehr, denn die Fresszellen enthalten selenabhängige Enzyme. Sehr ähnliche Enzyme wirken generell antioxidativ und schützen die Zellen vor dem Angriff freier Radikale, die im Körper während ganz normaler Stoffwechselvorgänge entstehen.

Weiterhin wirkt sich Selen auf die Schilddrüse aus. Im Drüsengewebe schützen selenhaltige Enzyme das Gewebe vor oxidativem Stress, selenhaltiger Dejodasen wandeln das inaktive Prohormon Thyroxin (T4) in die aktive Form Trijodothyronin (T3) um.

Mithilfe dieser Dejodasen schützt Selen in der Schwangerschaft auch den Fötus vor zu hohen Konzentrationen an aktiven Schilddrüsenhormonen.

Selenhaltige Proteine sind an der Spermatogenese beteiligt und tragen wesentlich zur männlichen Fruchtbarkeit bei.

Und auch Schwermetalle wie Blei, Cadmium oder Quecksilber werden mithilfe eines selenhaltigen Proteins aus dem Körper ausgeschleust (1).

Zusammengefasst können wir folgende Aussagen treffen (2):

Wie kann Selen aufgenommen und gespeichert werden?

Der Selen Tagesbedarf ist im Prinzip nicht bekannt, wird aber in Abhängigkeit vom Geschlecht auf 60 µg pro Tag für Frauen und 70 µg pro Tag für Männer geschätzt (2). Selen wird mit der Nahrung aufgenommen und im Dünndarm resorbiert. Die Aufnahmerate hängt vom chemischen Zustand des Selens ab, nicht von der Versorgungslage des Körpers. Natriumselenit wird besonders effizient resorbiert, vor Selenomethionin und Selenocystein.

Selen wird im Blut an Plasmaproteine gebunden und an die verschiedenen Gewebe abgegeben. Im Körper wird Selen in Form von Selenomethionin gespeichert, das leicht in die aktive Form, Selenocystein überführt werden kann.

Wie entsteht ein Selenmangel?

Selenmangel entsteht, wenn mit der Nahrung nicht genügend Selen zugeführt wird. Der Selengehalt verschiedener Lebensmittel hängt stark vom Selengehalt der Böden ab. Auch eine extrem unausgewogene, einseitige Ernährung oder Essstörungen können zu Selenmangel führen.

Eine Malabsorption im Magen-Darm-Trakt kann bei chronisch entzündlichen Darmkrankheiten, Mukoviszidose oder Wechselwirkungen mit Medikamenten entstehen. Auch Erkrankungen der Nieren können einen Selenmangel hervorrufen.

Darüber hinaus können genetisch bedingte Störungen des Selenstoffwechsels, die die Synthese der selenabhängigen Proteine beeinträchtigen, die Ursache von Selenmangel sein.

Was tun bei Selenmangel?

Deutschland gilt als Selenmangelgebiet, denn die heimischen Böden enthalten nur sehr wenig Selen. Trotzdem gehen die Experten davon aus, dass bei ausgewogener Mischkost kein Mangel auftreten sollte. Ist das doch der Fall, ist die beste Therapie, den Speiseplan zu optimieren und vermehrt selenreiche Nahrung zu sich zu nehmen. Alternativ können auch selenhaltige Nahrungsergänzungsmittel in Form von Selentabletten zum Ausgleich des Mangels eingenommen werden. Um eine Selen Überdosierung zu vermeiden, ist es sinnvoll, den Selenspiegel durch eine Blutuntersuchung zu bestimmen.

Woran erkennt man einen Selenmangel?

Die Selenmangel Symptome sind ziemlich diffus, da Selen im Körper so weit verbreitet ist und viele Funktionen erfüllt. Das klassische Indiz sind weiße Flecken auf den Fingernägeln, die einen leichten Mangel andeuten.

Als Folge eines andauernden Defizits in der Selenzufuhr kann es zu Muskelschwäche und Gelenkbeschwerden kommen. Auch Leberprobleme, Bluthochdruck und Herzprobleme, Müdigkeit und Atembeschwerden sind möglich. Insgesamt steigt die Infektanfälligkeit und bei Männern ist die Spermienbildung und -fitness beeinträchtigt (3).

Was können Folgen eines Selenmangels sein?

Wird ein Selenmangel nicht ausgeglichen, kann es bei extrem niedriger Zufuhr von maximal 10µg pro Tag zu typischen Mangelkrankheiten kommen, die sich als Erkrankungen des Herzmuskels, Gelenkveränderungen oder Störungen des Knochenwachstums äußern. Diese Gefahr besteht aber nur in den extrem selenarmen Regionen Zentralafrikas und Asiens. In Europa ist Selenmangel meist krankheitsbedingt (4).

Familie liegt am Strand und trinkt aus einer Kokosnnuss

Welche Lebensmittel sind gute Selen Lieferanten?

Wie viel Selen Nahrungsmittel enthalten, lässt sich nicht genau vorhersagen. Da der Selengehalt pflanzlicher Lebensmittel vom Gehalt der Böden abhängt, kann er stark schwanken, was verbindliche Aussagen unmöglich macht.

Manche Pflanzen neigen allerdings dazu, Selen anzureichern. Verschiedene Kohlarten und Zwiebelgewächse, Pilze, Spargel, Hülsenfrüchte und Nüsse können einen hohen Gehalt an Selen aufweisen. Zu den Spitzenreitern selenhaltiger Lebensmittel gehören Kokosnuss und Paranüsse mit 810 µg bzw. 100 µg pro 100 g. Da Paranüsse aber auch radioaktives Radium anreichern, sollte man nicht so viel davon verzehren. Aber mit einem Esslöffel Kokosraspel ist der tägliche Bedarf an Selen gedeckt.

Tierische Produkte wie Fleisch, Innereien, Eier, Milch und Käse sind Nahrungsmittel, die Selen in ausreichender Menge enthalten, weil das Tierfutter in der EU mit dem Spurenelement angereichert ist (4).

Woran erkennt man gute Selen Präparate?

Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt die tägliche Selenaufnahme bei 30 – 50 µg. Das liegt unter dem geschätzten täglichen Bedarf, sodass eine Anpassung über die Nahrung oder die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll sein kann.

Bei aller Begeisterung darf man aber nicht vergessen, dass Selen auch Nebenwirkungen erzeugen kann. Zu viel Selen kann Symptome hervorrufen, die denen eines Selenmangels ähneln. Deswegen sollte die Einnahme besser ärztlich abgeklärt werden.

Die maximale tägliche Zufuhr von Selen liegt bei 300 µg. Darüber hinaus können Vergiftungserscheinungen auftreten. Selenhaltige Nahrungsergänzungsmittel sollten daher nicht mehr als 200 µg des Spurenelements enthalten, um eine gefährliche Überdosierung zu vermeiden.

Im Gegensatz zu den meisten Mineralstoffen und Spurenelementen, die als organische Verbindung besser resorbiert werden, wird Selen am besten als anorganisches Natriumselenit aufgenommen.

Quellen

  1. DocMedicus Vitalstofflexikon, Selen, online, Stand: 17.01.2022 http://www.vitalstoff-lexikon.de/Spurenelemente/Selen/Funktionen.html
  2. Verbraucherzentrale, Selen – ein guter Schutz für unseren Körper, online, Stand: 17.01.2022 https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/selen-ein-guter-schutz-fuer-unseren-koerper-17732
  3. Wissenschaft.de, Wie Selenmangel der Gesundheit schadet, online, Stand: 17.01.2022 https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/wie-selenmangel-der-gesundheit-schadet/
  4. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Ausgewählte Fragen und Antworten zu Selen, online, Stand: 17.01.2022 https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/selen/#c1507
  5. Gesundheit.de Selen: Eigenschaften und Zufuhr https://www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/mineralstoffe-und-spurenelemente/selen-eigenschaften-und-zufuhr

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